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AutorenbildMary Stormhouse

Mehr als Romantasy: Liebe in der Phantastik

“Die Welt ist im Wandel.” sagte einst eine berühmte Elbe namens Galadriel. Und das trifft seit einiger Zeit auch auf die Welt der Phantastik zu. In den letzten Jahren wurde Romantasy ein Platz in den Buchhandlungen eingeräumt, von denen andere Phantastik-Genres nur träumen können. Auch unbekannte Autorinnen haben eine Chance, ins vordere Regalbrett zu rücken, wenn sie einen Romantasy-Titel schreiben, der zu einem aktuellen Trend passt. Menschen, die vorher keinen Fantasy-Titel in die Hand nahmen, reißen die Romantasy-Titel aus den Regalen und verschlingen sie. Ist das gut oder schlecht? Und gab es vorher eigentlich keine Romantik in der Phantastik?


Romantik in der Phantastik


Viele Märchen enden mit “Und sie lebten glücklich bis ans Ende aller Zeiten.” Und Märchen waren praktisch die ersten Fantasy-Erzählungen, die es gab. Auch in der Romantik, die ja ein wichtiger Einfluss auf die Fantasy war, spielten immer wieder Liebesgeschichten eine Rolle, häufig auch tragische. Zum Beispiel in Faust von Johann Wolfgang von Goethe. Der Gretchen-Trope hat bis heute überdauert. Oder Dracula von Bram Stoker, die erste Liebesgeschichte mit einem seine Liebschaft stalkenden Vampir. Komischerweise wird Stalker-Vampir selten offen als Trope erwähnt. Auch Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte enthält eine tragische Liebesgeschichte.

Die ersten Beispiele von Romantik in fantastischen Geschichten waren häufig wilde Genre-Mischungen und wurden besonders dadurch unvergesslich. Natürlich gibt es auch genug Beispiele für Geschichten aus der Phantastik ohne Romantik. Dennoch kann kaum abgestritten werden, dass von Anfang an auch romantische Beziehungen eine Rolle in Fantasy-Romanen spielten.


Wieviel Romantik darf es in der Fantasy sein?


Es gibt im Englischen die Unterscheidung Fantasy Romance versus Romantic Fantasy. Ersteres entspricht dem, was wir als Romantasy verstehen, eine Romanze mit einem Fantasy- (oder Scifi-) Worldbuilding und möglichst einem Happy End. Romantic Fantasy ist Fantasy, in denen es auch einen romantischen Subplot gibt, der sich relevant für die Handlung erweist. Hier könnten wir zum Beispiel auch den Herr der Ringe nennen, denn es gibt zwei romantische Subplots, die sich beide um Aragorn drehen und die Einfluss auf das Ende nehmen. Seine Liebesgeschichte mit Arwen und die unerwiderte Liebe von Éowyn zu Aragorn. Nur durch Aragorn wird Éowyn inspiriert, zur Heldin zu werden, während Arwen für ihn die Unsterblichkeit aufgibt. Und auch wenn diese Nebenhandlungen nur einen geringen Teil in diesem viele hundert Seiten umfassenden Epos einnehmen, sind sie relevant.

Die Frage, die Fantasy mit romantischen Elementen von Romantasy trennt lautet: Bestimmt die Romanze die Handlung oder fügt sie sich in die Handlung ein? Die Subplots um Arwen und Èowyn haben keinen Einfluss darauf, ob Frodo jetzt den Ring in den Vulkan wirft. Ohne die Liebe von Feyre Archeron zum ein oder anderen Fae-Lord würde sich die Handlung in A Court of Thorns and Roses hingegen nicht entwickeln.

Und Liebe ist natürlich auch ein wichtiges Element, um Drama in eine Handlung zu bringen, einen Charakter zu motivieren oder Beziehungen zu kennzeichnen. Fantasy braucht keine Romantik. Aber Romantik allein macht noch keine Romantasy.


Romantasy: massentaugliche Fantasy?


Sprechen wir es aus: Romantasy hat das geschafft, was nicht mal der Kinoverfilmung des Herrn der Ringe gelungen ist: Fantasy im großen Stil über die Ladentheke zu bringen. Die Bewegung kam schleichend über Vampirromane, die bereits in den 1990ern eine erste Übernahme der Buchregale wagten und mit Twilight im Jahr 2005 endgültig auf Erfolgskurs abbogen. Paranormale Romanzen ließen sich dem Fantasy nicht gewohnten Publikum einfacher verkaufen als echte Fantasywelten. Das änderte sich später in den 2020ern mit Autorinnen wie Sarah J. Maas und Rebecca Yarros. Vielleicht machten die Krisen einer komplexen Welt es möglich, dass die Flucht in vollkommen fremde Welten nun auch einem breiten Publikum erstrebenswert erschien, vielleicht kamen diese Bücher einfach nur zum richtigen Zeitpunkt. Feststeht: Seit 2023 ist die Romantasy ein ernst zu nehmendes Genre, das sich neben Young Adult, New Adult und Romance nicht verstecken muss. 


Aufbau von Romantasy


Ähnlich wie andere Romance-Genres folgt Romantasy anders als Fantasyromane einem vorgegebenen Schema, das ihr in fast jedem Romantasy-Buch finden werdet. Und ja, auch eine Heldenreise in der High Fantasy ist immer ähnlich aufgebaut, aber bei der Romantasy ist der identische Aufbau elementar: So können Leserinnen sich wiederfinden und in vertrauten Strukturen zurechtfinden, was sie zu einem vertrauten Lesevergnügen macht. Die Welten und die Charaktere mögen sich ändern, aber der Aufbau bleibt bei allem Drama gleich.

  1. Das Kennenlernen: Wie sich die Hauptfiguren begegnen.

  2. Romantische Spannung: Zum Beispiel durch Verfeindung der Elternhäuser.

  3. Eine Trennung zwischen den beiden Hauptfiguren.

  4. Happy End: Die Figuren finden am Ende zueinander und sind glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Auch die Perspektive ist in den meisten Fällen gegeben: Romantasy wird meistens in der Ich-Perspektive geschrieben. Das macht es einfacher, sich mit der Protagonistin zu identifizieren. Zudem sind die Perspektiven in vielen Fällen begrenzt auf das Paar, wobei beide aus der Ich-Perspektive geschrieben werden. um die Emotionen besser erlebbar zu machen. Gibt es mehrere Paare, mit denen man mitfiebert, kann sich die Anzahl der Perspektiven erhöhen. Und natürlich gibt es auch Dreiecksbeziehungen, wo aus jeder Perspektive berichtet wird, doch in vielen Fällen bleibt es bei der einen Ich-Perspektive.

Und dann haben wir noch das Happy End. Im englischsprachigen Raum häufig HEA abgekürzt: Happily Ever after. Bei vielen Romanen aus dem Romance-Genre wird das Happy End erwartet, denn es soll ja Wohlfühl-Literatur sein und steht hier im Kontrast zum Drama. Und da die Romantasy von der Struktur her eher zum Romantik-Genre zählt, erwarten auch hier viele Lesende das Happy End.

Doch viele Autorinnen sind hier den fantastischen Wurzeln nahe und wagen auch mal ein dramatisches oder überraschendes Ende.


Romantasy als Zugang für die Phantastik


Romantasy oder Dark Romantasy werden von vielen altgedienten Fantasy-Lesern nicht ernst genommen oder verlacht. Die Welten und Handlungen sind ihnen zu einfach, zu vorhersehbar. Und natürlich ist es unfair, dass diese brillante High-Fantasy-Saga im hintersten Regal steht, während sich hundert identische, pastellfarbene Cover auf der besten Präsentationsfläche tummeln (verzeiht mir die kleine Überspitzung).

Aber zum einen dient Romantasy all jenen als Eskapismus in unseren bewegten Zeiten, denen klassische Romance nicht abenteuerlich genug ist. Zum anderen dient Romantasy auch als Zugang für andere Bereiche der Phantastik. Sind wir ehrlich: Fantasy und Science-Fiction haben immer noch den Ruf, die Schmuddelkinder der Literaturszene zu sein. Und selbst, wenn viele die Zuordnung zwischen Romantasy, Young Adult und Dark Romance nicht richtig hinbekommen gibt es jetzt neue Leserinnen, die es nie in die hinterste Ecke des Buchladens geschafft hätten, aber durch Romantasy neugierig wurden.

Wer einmal verstanden hat, das Zauberei nur ein Mittel ist, eine Geschichte zu erzählen, man keine Astrophysik studiert haben muss, um Stories mit Raumschiffen zu lesen und seine Freude an fantastischen Erzählungen entdeckt, bei dem wandern neben der Romantasy auch andere Bücher ins Regal. Denn von der Romantasy zur Fantasy mit Romance ist es nur ein kleiner Schritt. Zum Beispiel zum WunderZeilen Verlag.


Unsere Fantasy-Bücher mit Romantik


Wie ihr ja wisst, bringen wir im WunderZeilen Verlag keine Romantasy heraus. Also keine Romane, in denen die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Dennoch darf die Romantik nicht fehlen, sie nimmt nur ihren Platz in der Handlung und den Beziehungen der Figuren untereinander ein. In Angeleckt ist halb gelöst von Cel Silen trifft die Protagonistin ihr Date für den Abend am Schauplatz eines Verbrechens. Gleich zwei Liebespaare lassen in Ingenio von Fanny Remus unsere Herzen schmelzen. David Pawn skizziert in Zwei wie Pech und Schwefel die ungewöhnliche Lovestory zwischen der Pechmarie und Drosselbarts Ex. In The Olympian Job erwartet euch neben einem Heist eine Second Chance Love. Und wer es etwas expliziter, aber weniger romantisch mag, greift zu Ehrbare Hyänen. Ihr seht also: Auch wir sind im Herzen Romantikerinnen und Romantiker. Und das ein oder andere Fantasy-Buch steht auch in unseren Bücherregalen. Nur das Schreiben von Romantasy überlassen wir anderen. <3


Quellen:



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