Dystopie oder das Ende von morgen
- Vinachia Burke
- 28. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Dystopien sind spätestens seit »Die Tribute von Panem« von Suzanne Collins fester Bestandteil jedes Bücherregals stolzer FantasyleserInnen. Aber in welcher Beziehung stehen sie zu anderen Genres? Was sind die einzigartigen Merkmale von Dystopien?
Was ist eine »Dystopie«?
Dystopien gelten gemeinhin als ein Subgenre der Science Fiction. Historisch kommt die Bezeichnung »Dystopie« von dem griechischen Wort dystopia, was übersetzt »schlechter Ort« bedeutet.
Der Name gibt einen deutlichen Hinweis auf inhaltliche Merkmale des Genres. In der breitesten Definition von Dystopie wird das Genre als die Darstellung einer fiktiven Gesellschaft bezeichnet, die im Gegensatz zur gegenwärtigen Gesellschaft des Lesers eindeutig schlechter bzw. problematischer ist.
Dystopie als Genre definiert sich also stark über die in ihr vorgestellte Gesellschaftsordnung. Dadurch kann sie mit anderen Subgenres kombiniert werden, die vor allem durch ihr Setting definiert sind. Beispielsweise sind Geschichten aus dem Cyberpunk-Genre nahezu immer auch Dystopien. Auch Steampunk-Geschichten können gleichzeitig Dystopien sein.
Demgegenüber kann Cyberpunk nicht gleichzeitig Steampunk sein, weil für beide Genres ihr Setting das definierende Hauptmerkmal ist.
Gegenwart als Referenzpunkt
Entscheidend für jede Dystopie ist, dass sie sich nicht von der Gegenwart trennen lässt. Das Genre ist per Definition darauf ausgerichtet, einen Negativentwurf im Vergleich zur Lebensrealität des Publikums zu präsentieren.
Daraus ergeben sich ganz natürlich gewisse Gemeinsamkeiten und Merkmale aktueller Dystopien. So stehen häufig totalitäre Herrschaftssysteme, Ausbeutung, Ausgrenzung, Hilflosigkeit, Umweltzerstörung, das Ende der Menschheit oder der Gesellschaft sowie eine allgemeine Hoffnungslosigkeit im Fokus der Erzählungen.
Die meisten Autoren verpacken in dystopischen Geschichten Zukunftswarnungen, die aus dem weiterdenken realer Missstände oder Ängste unserer Zeit resultieren.
Trends in dystopischen Geschichten
Während die großen Klassiker unter den Dystopien wie »A Clockwork Orange«, »1984« oder »Brave New World« dem Leser wenig Hoffnung spenden, da in ihnen fast immer das schlechte Gesellschaftssystem auf die eine oder andere Art als Sieger hervorgeht, sieht das in neueren Dystopien häufig anders aus.
So haben sich die Protagonisten im Vergleich zur gesellschaftlichen Übermacht als Antagonist emanzipiert, was meistens zu einen der beiden folgenden Auflösungen des Konfliktes führt:
A) Der (Super-)held rettet die Gesellschaft und bringt Ordnung zurück in das Chaos.
B) In einem gemeinsamen / kollaborativen Lösungsansatz wird die Gesellschaft gemeinsam zurück auf einen gesünderen Pfad geführt.
Aktuell kultivieren Dystopien Hoffnung inmitten von Hoffnungslosigkeit und legen die gesellschaftliche Verantwortung zurück in die Hände der eigentlichen Entscheider: Jeder einzelne von uns.
Damit hat sich das Genre auch ihrer größten Kritik angenommen, da Dystopien in der Vergangenheit häufig zum Vorwurf gemacht wurde, dass ihre hoffnungslosen Geschichten den Glauben an Veränderung zerstören und das Individuum entmündigen würden.
Heutzutage glorifizieren immer mehr Dystopien nun die Selbstverantwortung und das Aufbegehren gegen Systeme, die ihren eigentlich Sinn, nämlich Freiheit und Wohlstand für die Allgemeinheit, vergessen haben.
Hier ein paar Leseempfehlungen für moderne Dystopien von deutschsprachigen AutorInnen:
Coundown to Noah – Fanny Bechert
Game Show – Franzi Kopka
Neon Birds – Marie Grasshoff
Auch im WunderZeilen Verlag erscheinen demnächst Titel die den Dystopien zuzuordnen sind, also am besten gleich auf die Wunschliste packen!
Synaptic Shadows – Vinachia Burke & Juliet May
Heavens Lie / Hells Truth – Mary Stormhouse
Quellen:
Truby, John: The Anatomy of Genres: How Story Forms explain the Way the World works





